Vor einigen Wochen hatte ich die große Freunde ein Wochenende in Paris zu verbringen. Zugegeben, ich habe nicht viel erwartet. Das letzte mal in Paris war ich ende der Neunziger. Eine klassische Busfahrt, der Guide nuschelt unmotiviert ins Mikro, schauen sie nach links, schauen sie nach rechts. Man macht ein paar Fotos mit der Analogkamera, um in ein paar Wochen festzustellen, dass es eh nix geworden ist. Gewohnt haben wir in einem schmutzigem Hotel in der Nähe vom Moulin Rouge, gesehen haben wir den Louvre, den Eifelturm, Versailles, Notre Dame und noch irgendwas, innerhalb von zwei Tagen. Also alles in allem etwas unentspannt, als ob man nicht direkt um die Ecke wohnen würde, und nur das eine Mal in Paris wäre.
Es sollten tatsächlich mehr als 25 Jahren vergehen, dass man doch noch mal auf die Idee kam, dass Paris um die Ecke wäre und man eben mal dahin fahren könne. Gesagt getan. So fuhr ich mit meiner Familie in die Stadt der Liebe.
Und was soll ich sagen, die Stadt hat mich absolut verzaubert. Für zwei Tage durfte ich in die aufregende Pariser Künstlerwelt der anfänglichen 20. Jahrhunderts anfangen. Von russischen Impressionisten über Italienische Expressionisten, zum Kubismus und Jugendstil berauscht, fuhr ich Seelig wieder in meine westfälische Provinz. Bitte nicht falsch verstehen, ich lebe hier gerne und für keine Minute entfachte in mir der Wunsch den Spuren der Kunstavantgarde zu folgen, und meine innere Marevna zu entdecken. Aber es weckte in mir den Wunsch, doch mich etwas mehr mit Geschichte zu befassen.
Also 10 Stunden Arte-Doku später, befand ich mich in meiner westfälischen Wahlheimat auf einer kleinen Kunstausstellung. Auf dem Bild sah man eine Fischplatte. Und schon fielen mir die Kunstwerke von Chaim Soutine ein. Ich, ganz stolz auf mein neu erlangtes Wissen, ging auf die Ausstellerin, die sich ebenfalls im Raum befand, zu, und frage sie, ob die Bilder eben von jenem inspiriert wären. Tja, nein! Die Damen erzählte mir begeistert, von ihrem Urlaub auf Sardinien, wo eben die gleichbenannten Fischchen, gerne mal in Zeitungspapier eingewickelt wären. Und seit dem malt sie gerne Fisch auf Zeitung. Alles klar. Dank.
